Gönnern Championsleaguesieger, wir war’n dabei!

Mit ca. 10 Leuten war der VfL am Start, als dem TV Rebau Gönnern ein historischer Triumph gelang. Eine Woche nach der 1:3 Hinspielniederlage bei Seriensieger Charleroi aus Belgien konnten die Mannen um Timo Boll das Blatt noch wenden und den höchsten europäischen Vereinspokal im TT (der allerdings wohl auch nur aus billigem Blech besteht, was bereits nach 5 Minuten Feiern zu sehen war, als die kelchige Statik bereits schwer ramponiert war und eher dem Turm von Pisa als dem Eiffelturm glich) in die heimische Region holte.
Zu Beginn gleich ein Schlüsselspiel, als der Spitzenspieler auf seinen Angstgegner Smirnov traf. Und so agierte der Gönnerner in den ersten beiden Sätzen höchst passiv (er lupfte die kurzen Aufschläge seines Gegners in die Tischmitte immer wieder mit der Rückhand (!) an und sah sich dann druckvollen Spinangriffen in seine Rückhand ausgesetzt), hatte allerdings Glück, dass der Russe phasenweise mehrere Fehler hintereinander machte und konnte so die Sätze 1 und 2 knapp für sich entscheiden. Im dritten Satz spielte Boll dann entfesselt auf und putzte Smirnov sicher weg. Nach diesem Spiel Aufatmen bei uns, denn man hatte sich die kleine Chance auf den Titel ja noch erhalten.
Es sollte wieder schwer werden, denn Slobodan Grujic traf auf den vielleicht sichersten Weltklassespieler, den Weißrussen Samsonov, der der Garant für die 4 Championsleaguetitel von Charleroi in den letzten Jahren war. Aber „Bobo“ wuchs über sich hinaus, und beantwortete die Druckbälle von Samsonov mit harten Kontern über der Platte, so dass ersterem nur ein hilfloses Achselzucken blieb und er 3:0 von der Platte geschickt wurde. Die Stimmung bei den 2000 –50 Zuschauern kochte, denn jetzt roch es bereits nach einer Sensation.
Es folgte das Duell der Altmeister Roßkopf und Jean Michel Saive. Nach schwachem Start von Rossi entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel mit attraktiven, langen Topspinduellen. Im Entscheidungssatz dann leider wieder das gewohnte Bild: „Chancentod“ Roßkopf holte einen 10:6 – Rückstand in überzeigender Manier auf, konnte in der Folge aber keinen eigenen Aufschlag mehr durchbringen und verlor letztendlich 15:13.
Zwei zu eins, jetzt kam alles auf das nächste Spiel an, ein absolutes Weltklasseduell zwischen der amtierenden Nummer 3 und der Nummer 4. Und Timo drängte Samsonov im ersten Satz nach hinten und gewann 11:8. Im zweiten Satz dann ein anderes Bild: Samsonov aggressiver, Boll hinten, 11:8 für Samsonov. Doch Boll ließ sich nicht beirren (auch nicht durch einen wieder mal peinlichen Auftritt seiner Ehefrau „Deli“, die in Hundeschaumanier die gemeinsame Töle durch die Hallenecke Gassi führte, was diese auch gleich mit lautem Kläffen quittierte) sondern blieb am Drücker und bretterte Samsonov im dritten Satz den Ball um die Ohren. Der vierte Satz dann knapp: Kein Spieler konnte sich einen entscheidenden Vorsprung herausarbeiten, so dass es in die Verlängerung ging. Und beim Stand von 11:10 hatte Boll Glück: Sein diagonaler Topspin erhob sich von Vladis Schlägerkante in den Dillenburger Nachthimmel, und kurz später lagen auch schon 4 Männer auf dem sichtlich glücklichen Boll.
Wir waren auch alle glücklich, an dem Spektakel teilgehabt zu haben und schlossen uns der Pokalübergabe und den Jubelfeiern mit Hessenfernsehen an und fuhren nach einem Bierchen zufrieden nach MR.

Alexander Issing